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DSM-5 Kriterien

Das Diagnostische und Statistische Manual Psychischer Störungen (DSM-5), stellt folgende Kriterien auf, um Störungen durch Glücksspielen zu diagnostizieren:

  1. Notwendigkeit des Glücksspielens mit immer höheren Einsätzen, um eine gewünschte Erregung zu erreichen.
  2. Unruhe und Reizbarkeit bei dem Versuch, das Glücksspielen einzuschränken oder aufzugeben.
  3. Wiederholte, erfolglose Versuche, das Glücksspielen zu kontrollieren, einzuschränken oder aufzugeben.
  4. Starke gedankliche Eingenommenheit durch Glücksspielen (z.B. starke Beschäftigung mit gedanklichem Nacherleben vergangener Spielerfahrungen, mit Verhindern oder Planen der nächsten Spielunternehmung, Nachdenken über Wege, Geld zum Glücksspielen zu beschaffen).
  5. Häufiges Glücksspielen in belastenden Gefühlszuständen (z.B. bei Hilflosigkeit, Schuldgefühlen, Angst, depressiver Stimmung).
  6. Rückkehr zum Glücksspielen am nächsten Tag, um Verluste auszugleichen (dem Verlust "hinterherjagen" ("Chasing")).
  7. Belügen anderer, um das Ausmass der Verstrickung in das Glücksspielen zu vertuschen.
  8. Gefährdung oder Verlust einer wichtigen Beziehung, eines Arbeitsplatzes, von Ausbildungs- oder Aufstiegschancen aufgrund des Glücksspielens.
  9. Verlassen auf finanzielle Unterstützung durch andere, um die durch das Glücksspielen verursachte finanzielle Notlage zu überwinden.

Wenn mindestens vier der oben aufgeführten Kriterien innerhalb eines Zeitraums von 12 Monaten vorliegen und das Glücksspielen nicht besser durch eine manische Episode erklärt werden kann, kann eine Störung durch Glücksspielen diagnostiziert werden.

Zu unterscheiden sind drei verschiedene Schweregrade:

  • Leicht: vier bis fünf Symptomkriterien sind erfüllt
  • Mittel: sechs bis sieben Symptomkriterien sind erfüllt
  • Schwer: acht bis neun Symptomkriterien sind erfüllt

Checkliste für Ärzte

Die Frage nach dem Alkohol- und Tabakkonsum wird fast routinemässig bei einer Konsultation an den Patienten/die Patientin gerichtet. Vielleicht würde sich auch die Frage nach Glücksspielgebrauch als sinnvoll erweisen?
Laut der neusten Untersuchung (ESBK, 2014) leiden ca. 75'689 Personen in der Schweiz unter exzessivem Glücksspiel (exkl. Online-Glücksspiele).

Glücksspielsucht kann auch physische Symptome zeigen:

  • Schlafstörungen
  • Magen-/Darmbeschwerden
  • allgemeine Stresssymptome

Zudem können sekundäre psychische Beschwerden/Störungen auftreten:

  • Gedankenkreisen, nicht abschalten können, Grübelzwang
  • depressive Verstimmungen
  • Aggressionsausbrüche, Gereiztheit
  • sozialer Rückzug

Übermässiger Tabletten- oder Alkoholkonsum kann als sekundärer Suchtmittelmissbrauch sichtbar werden.
Auch Zahlungsschwierigkeiten können ein Hinweis auf eine Glücksspielproblematik sein.
Die Frage: „Wie sieht es mit dem Glücksspiel bei Ihnen aus?“ oder „Betreibt Ihr Mann/Ihre Frau übermässiges Glücksspiel?“ kann das Tabu brechen und den Anfang eines Klärungsprozesses darstellen.

Checkliste für Schuldenberatungsstellen

Spielsüchtige sind eine mit Hilfsangeboten schwer erreichbare Zielgruppe. Die Sensibilisierung in der Gesellschaft findet erst statt. Oft sehen Personen mit einer Glücksspielproblematik ihr Problem nicht im (Spiel-)Verhalten, sondern bei den (mangelnden) Finanzen. Durch die finanziellen Probleme entsteht ein Leidensdruck, aus dem die Motivation wächst, sich fachliche Hilfe zu suchen. Durch ein eng vernetztes Angebot von Sucht- und Budget-/Schuldenberatung kann die Erreichbarkeit erhöht werden. Sei es über die Direktbetroffenen oder über Angehörige.

Sie können mithelfen, problematisches Spielverhalten früh zu erkennen.

Durch die Wahrnehmung von Hinweisen:

  • Die Verschuldung ist innerhalb kurzer Zeit sehr stark angestiegen. Es gibt keine plausible Erklärung dafür.
  • Hoher Geldverbrauch ohne erkennbare Verwendung.
  • Es bestehen hohe Schulden bei Angehörigen und Freunden.
  • Bankkredite sind in Abständen von wenigen Monaten immer wieder um ein paar tausend Franken aufgestockt worden.
  • Das gesamte Einkommen kann innerhalb weniger Stunden oder Tage vollständig verspielt werden, dass heisst es werden Bargeldbezüge (meist in der Nähe von Casinos) innerhalb weniger Stunden oder Tage getätigt, was auf dem Kontoauszug sichtbar ist.

Miet- und Krankenkassenschulden sowie Mittellosigkeit kommen auch in anderen Zusammenhängen vor, können jedoch eine Folge von Glücksspielsucht sein.

Aufdecken durch ein offenes Gespräch

  • Aus Sicht der Schuldenberatungsstelle: Die Frage „Spielen Sie?“ oder „Spielt Ihr Mann/Ihre Frau vielleicht?“ kann das Tabu brechen und den Anfang eines Klärungsprozesses sein. Eine effektive Hilfe ist nur möglich, wenn die Ursache der finanziellen Notlage thematisiert wird. Es ist besser, offen darüber zu reden, als einen Verdacht im Raum stehen zu lassen. Die meisten Betroffenen reagieren mit Erleichterung, wenn sie Verständnis für ihre Situation spüren. Es wird vermutet, dass ca. 120.600 Menschen in der Schweiz unter einer Glücksspielproblematik leiden. Unter den Folgen der Sucht leidet die ganze Familie. Hohe Schulden von mehreren 10.000 oder sogar 100.000 Franken können die Folge davon sein.
  • Aus Sicht der Suchtfachberatungsstelle: Ein therapeutischer Prozess kann nur dann entstehen, wenn die akute Bedrohung durch das finanzielle Chaos angegangen wird.

Checkliste für Migrationsfachstellen

"Sucht" wird bei Migrantinnen und Migranten in der Regel mit stoffgebundenen Substanzen in Zusammenhang gebracht. Vielen ist nicht bekannt, dass Verhaltensweisen, wie beispielsweise das Glücksspiel, süchtig machen können. Empirische Untersuchungen deuten darauf hin, dass es Personengruppen mit bestimmter nationaler Herkunft gibt, die häufiger von glücksspielsuchtbezogenen Problemen betroffen sind. Wiederum sind Spielsucht-Hilfsangebote bei Personen mit Migrationshintergrund wenig bekannt. Der Früherkennung und der Vernetzung verschiedener Institutionen (Schuldenberatung, Hausärzte, soziale Dienste etc.) kommen daher eine umso wichtigere Bedeutung zu.

Früherkennung: Wie erkenne ich eine glücksspielsüchtige Person?

Spielsüchtigen Personen sieht man ihre Sucht nicht an. Das macht es schwierig für das Umfeld, eine Glücksspielsucht zu erkennen. Trotzdem gibt es Merkmale, die auf ein problematisches Glücksspielverhalten hindeuten können:

  • Es fehlt ohne ersichtlichen Grund Geld. Unbezahlte Rechnungen, häufiges Geldabheben, Geld leihen bei Bekannten und unschlüssigen Erklärungen für fehlendes Geld können Erkennungsmerkmale einer Glücksspielsucht sein.
  • Unruhe, Gereiztheit oder Niedergeschlagenheit können Hinweise auf eine Glücksspielsucht sein.
  • Die Person ist häufig geistig abwesend. Glückspielsüchtige sind in Gedanken immer beim Glücksspiel oder überlegen sich, wie sie zu Geld kommen, um zu spielen.
  • Fehlende Zeit: Die Person investiert zunehmend mehr Zeit für Glücksspiele und vernachlässigt Hobbys, familiäre Verpflichtungen oder weitere Interessen.

Wenn mehrere dieser Merkmale zutreffen, dann sprechen Sie die Person an: "Spielen Sie?" oder "Spielt Ihr Mann/Ihre Frau?". Betroffene sind oft erleichtert, wenn sie über ihre Situation sprechen können.

Hilfsangebote: Wie kann ich einer glücksspielsüchtigen Person weiterhelfen?

Auf SoS-Spielsucht.ch finden Sie umfassende Informationen zum Thema Glücksspielsucht für Betroffene, Angehörige und weitere Interessierte. Die Webseite ist in sieben Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch, Thailändisch, Kroatisch, Italienisch, Türkisch und Portugiesisch) aufrufbar (siehe oben rechts).

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Es stehen Ihnen folgende Angebote zur Verfügung:

Flyer und Schulungsunterlagen

Unsere Flyer sind in fünf Sprachen (Englisch, Portugiesisch, Türkisch, Kroatisch und Thailändisch) erhältlich. Bestellen Sie die Flyer kostenlos oder laden Sie sie herunter.

SoS-Spielsucht entwickelte in Zusammenarbeit mit "Femmes Tische" Schulungsunterlagen in 11 Sprachen für den Einsatz im Migrationsbereich. Unterlagen herunterladen.

Ab 2020 bieten wir Weiterbildungen zum Thema Glücksspielsucht für Fachpersonen an. Weitere Informationen folgen.

Weitere Schulungsunterlagen.

Weiterführende Literatur

Im Rahmen einer Literaturrecherche wurde die Frage untersucht, welche Zugangsbarrieren für Migrantinnen und Migranten mit glücksspielbedingten Problemen in Bezug auf die Inanspruchnahme von präventiven Angeboten bestehen. Hier geht's zum Bericht.

Das "SuchtMagazin" berichtete 2017 über das Thema Migration und Glücksspiel. Der Bericht enthält spannende Forschungsdaten sowie wichtige Hinweise für die Praxis. Hier geht’s zum Bericht.

Die Hochschule für soziale Arbeit in Luzern verfasste im 2012 im Auftrag von SoS-Spielsucht einen Bericht über die "Früherkennung von vulnerablen Personengruppen im Glücksspielbereich". Die Analyse zeigt die Brisanz im Migrationsbereich und ist nach wie vor relevant. Hier geht’s zum Bericht.

Weitere Literatur.